Ort | Regensburg |
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Fläche | 329.755 m2 GF |
Wohneinheiten | 1.531 WE |
Auslober | Stadt Regensburg |
Landschaft | grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb |
Datum | 2020 |
Auszeichnung | 3. Preis |
Publikation | Competitonline - 10.08.2020 |
Mitarbeit | Patrick von Ridder, Peter Scheller, Dorian Cani, Charlotte Reith |
Am südlichen Stadtrand von Regensburg, auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne gilt es einen neuen Stadtteil zu entwickeln.
An der Schnittstelle von überregionalen Verkehrstrassen, in Nachbarschaft zu agrarisch geprägten Feldern und nahe des Pürkelguts, bildet der neue Stadtteil eine Art verdichtete Gartenstadt. Eine produktive „Parkstadt Regensburg“.
Es entsteht ein wichtiger Bezugspunkt als Stadteinfahrt an der Landshuter Allee und ein markanter Orientierungspunkt entlang des Odessa Rings und an der Bahntrasse. Gleichzeitig verbindet die Fahrradstrasse den neuen Stadtteil in kurzer Distanz mit der Universität. Das Planungsgebiet ist von vier sehr unterschiedlichen Bezügen und Rändern geprägt.
Der neue Stadtteil fügt sich um einen zentralen, großzügigen Grünraum. Einzelne, offene, hofähnliche Gevierte mit gestaffelten Gebäudehöhen umschließen die zentralen Quartiersplätze. Diese bilden überschaubare Orte der Nachbarschaft. Außerdem entstehen öffentliche, räumlich gefasste Orte entlang des zentralen Straßenzuges und definierte Entrées zum zentralen Prinz Leopold Park. Im Inneren der Quartiere wird so über Platzsequenzen eine spannungsreiche Abfolge unterschiedlicher Stadträume angeboten. Die neu geschaffenen öffentlichen Freiräume sind ein wichtiges Bindeglied zu vorhandenen Freiraumqualitäten im Quartier.
Das Pürkelgut im Süden im Übergang zur Agrarlandschaft wird über eine großzügige Unterführung mit dem neuen städtebaulichen Gefüge verbunden und an den zentralen Quartierspark, den Prinz-Luitpold-Park, herangeführt. Diese neue Grünfläche ist das Herzstück des neuen Quartiers und ergänzt den Sportpark im Nordosten als auch den Pergola-Park im Westen mit differenzierten Raumeindrücken und Nutzungsangeboten.
Malerisch geformte, autofreie Wohnstraßen reichen bis zum bis zum Quartierspark. Unterschiedliche öffentliche Nutzungen schaffen urbane Situationen im Quartier. Um dieses räumliche Gefüge der kleinteiligen Nachbarschaften legt sich ein markantes Band, das die Wohnquartiere schützende Gewerbe- und Dienstleistungsnutzungen aufnimmt oder robuste Formen des Wohnens aufnimmt.
Autoverkehr wird konsequent frühzeitig abgeschöpft und in Quartiersgaragen organisiert, die gleichzeitig als Mobilitätshubs, Markthallen und kollektive Markthallen funktionieren.
AUS DEM JURYPROTOKOLL:
"Mit gut dimensionierten Blockstrukturen, die um einen Park, den Prinz-Leopold-Park, gruppiert sind, gelingt eine städtebauliche Setzung, die trotz der Einfachheit des Grundmoduls ein spannungsreiches Raumgefüge und eine einprägsame Stadtstruktur erzeugt. Die Abfolge von Wohnstraßen und kleinen Quartiersplätzen schafft einen abwechslungsreichen öffentlichen Raum. (…)
Zentraler Gedanke der Arbeit ist die räumliche Verbindung des Sportparks Ost nördlich der Zeißstraße mit dem neuen Stadtteilpark. Hierfür wird die Zeißstraße abgebunden. Ihre Befahrbarkeit endet zukünftig am Quartiersplatz noch vor der Einmündung der Guerickestraße. Dies ermöglicht störungsfreie Fußwegverbindungen zwischen dem Freizeitzentrum und den Wohnquartieren. (...)
Der Schallschutz erfolgt über eine geschlossene Stadtkante zum Odessa-Ring und versetzt angeordnete Gebäuderiegel zur Bahn. Gebäudeanordnung und Gebäudehöhe gewährleisten einen ausreichenden Schutz vor den Lärmbelastungen. Gewerbliche Nutzungen zur Bahn sind plausibel angeordnet. Das vorgeschlagene Mischgebiet zur Hauptlärmquelle Odessa-Ring erscheint hingegen nur mit großem Aufwand umsetzbar. Für die Umsetzung der Lärmschutzbebauung greifen die Verfasser stark in den Bestand ein. Weder Halle 37 noch die bestehende Wohnbebauung für Asylsuchende findet im städtebaulichen Konzept Berücksichtigung. Auch der Hochpunkt an Kreuzungsbereich Odessa-Ring, dessen Setzung an dieser Stelle städtebaulich nachvollziehbar ist, greift in vorhandene Bebauung ein.
Positiv wird im Preisgericht der Erhalt des hochwertigen Baumbestands an der Landshuter Straße bewertet. Als Kante und räumliche Abgrenzung zur Landshuter Straße wird eine Arkade vorgeschlagen. Die damit verbundene Lärmschutzwirkung ist selbst bei einer vorgeschlagenen Höhe von ca. 4,5 m vergleichsweise gering. Für die angrenzende Wohnbebauung beeinflusst der grüne Saum zur Straße das Wohnumfeld positiv.
Die Ausgestaltung und Ausrichtung des Prinz-Leopold-Parks hingegen wird kontrovers beurteilt: Die starke Randeingrünung schafft eine räumliche Distanz zur Wohnbebauung und die Ausrichtung der Freifläche folgt nicht der Hauptrichtung der Frischluftschneise, die das Quartier in Nord-Süd-Richtung quert. Indem der Park auf seiner Nordseite räumlich kaum gefasst wird, bleiben städtebauliche Potentiale ungenutzt.
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Insgesamt zeigt die Arbeit einen guten Beitrag für ein identitätsstiftendes und wirtschaftlich umsetzbares Quartier. Den gelobten Qualitäten stehen allerdings gravierende Problempunkte, insbesondere im Umgang mit dem Bestand und der Verkehrserschließung gegenüber, deren Behebung wesentliche Eingriffe in das vorliegende Konzept erfordern würden."