Ort | Karlsruhe |
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Fläche | ca. 111.000m2 BGF |
Datum | 2022 |
Mitarbeit | Peter Scheller, Patrick von Ridder, Charlotte Meyer, Tiziano Aramburo, Tom Ketter |
ORT
Karlsruhe ist in seiner Gesamtanlage als zentral ausgerichtetes klares Stadt-Wald Modell erdacht, umgesetzt und im Nordosten der Stadt auch noch weitgehend erhalten.
Diese Dualität von Zivilisation und Natur bildet starke Pole einer Identifikation mit dem jeweiligen Stadt- oder Naturraum. Die beiden Entwurfsperimeter unterscheiden sich dabei in ihrer Zuordnung. Das Geviert der General-Kammhuber-Kaserne ist immer noch klar dem Begriff Wald zugeschrieben. Die Lichtung der Bundeswehrfachschule und des Kreiswehrersatzamtes orientiert sich dagegen bereits in ihrer Anlage hin zum KIT Campus Ost.
Entsprechend dieser Zuschreibungen lassen sich die unterschiedlichen räumlichen Entwurfsstrategien „Campus - Lichtung im Wald“ bzw. „vis a vis“ entwickeln.
Beide Teilbereiche sind schon als Orte in das Bewusstsein der Stadt eingeschrieben. Beide aber eher als virtuelle Adresse, weil nur begrenzt betretbar oder rein funktional, weil nur für eine sehr spezifische Personengruppe relevante Adresse. Das ermöglicht die Entwicklung einer freien Strategie der Neueinschreibung der beiden Orte als öffentliche Quartiere der Stadt. Beide Orte liegen nahe an einer relevanten Kreuzung von Radiale (Theodor Heuss Allee) und Tangentiale (Rintheimer Querallee) der Stadt. Die gute Erreichbarkeit wird über eine Busverbindung und eine mögliche Erweiterung des Trambahnnetzes gestärkt.
STRUKTUR
CAMPUS DER INDIVIDUEN (ehem. GKK)
Was aber ist die richtige Struktur, um dem neuen Bild auch gesellschaftlich gerecht zu werden? Immerhin verorten sich dort auch in Zukunft Standorte wichtiger Institutionen der bundesrepublikanischen Verfassung. Also unserer zukünftigen Gesellschaft.
Uns erscheint das Bild der Individuen, die sich in räumlicher Nähe begegnen, angebracht. Ein Campus der Individuen also.
Welche Typologien bilden die angemessenen Individuen?
Die gestellte Aufgabe gibt hier schon viele Hinweise. Ein sanfter Übergang vom Jetzigen ins Baldige ist zu organisieren. Dies bezieht ganz selbstverständlich das Bestehende mit ein. Als Maßstabshinweis, aber auch bezogen auf den reichen Baumbestand, als Instanz, die mögliche Baufelder formuliert und zuweist. Verbunden durch vorhandene Fahrbahnen, die Wege sein können und Sparten in der Erde.
So entwickelt sich ein Arrangement von Häusern unterschiedlicher Formen und Höhen, die sich als lose Gruppen in die Szene einschreiben lassen.
Die auf den ersten Blick schwer integrierbare sicherheitsrelevante Einheit der Bundesanwaltschaft erhält dabei ebenso eine Rolle und angemessen Position im Gefüge wie erweiternde Häuser für Arbeit, Mobilität, Wohnen, Versorgung und jugendlicher Förderung. Die Formen der Gebäude sind dabei sekundär. Das Höhenprofil der Bebauung gibt Hinweise auf die Adressen der Nachbarschaften im Quartier. Das Wachsen des Quartiers über viele Jahre bedarf einer sehr genauen Betrachtung angemessener Funktionen und Nutzung während des Entwicklungsprozesses. Der Eindruck eines Büro- und Verwaltungsparks, der deutlich später um Wohnen erweitert wird, muss vermieden werden. Bedarfe sollten über das derzeit unmittelbare hinaus in den Prozess der Entwicklung des Quartiers mit seinen Nachbarschaften geplant werden.
Dabei entstehen neue stadträumliche Atmosphären, die sich mit dem Selbstverständnis des Lebens im Wald verbinden lassen. Ein authentisches Lebensgefühl für diesen spezifischen Teil Karlsruhes soll sich entwickeln. Dazu werden die Aspekte Wald, Lichtung, Nachbarschaft, Ankommen, Durchwandern mittels kräftiger Gebäudesetzungen auf sparsam verwendeter Fläche im Dialog mit einer großen Menge neu gepflanzter, klimaresilienter Baumarten unter Weiterverwendung bestehender Wege und Fahrbahnen entwickelt.