SITUATION UND KONZEPT
Um das Areal erreichen zu können, müssen viele Hindernisse überwunden werden. Das
soll sich ändern. Der fehlende Zugang zum Wasser (Wertach), die fehlende Vernetzung
innerhalb des Quartiers – das Zeuna-Stärker Areal ist ein wichtiger - noch fehlender - Baustein
um viele Probleme des Quartiers zu lösen. Neue hochwertige Freiräume mit attraktiven
Angeboten, vielfältige Wohnformen, atmosphärische Räume – überhaupt definierte
Räume – all dies bringt die Entwicklung des Areals. Und unser Projekt bietet diese neuen,
vielfältigen Räume an.
Wir sehen großes Potential in dem Erhalt und der Umnutzung der Bestandsgebäude und
der Hallen, in der Anknüpfung an den Park im Süden und in der besonderen Lage für
das Wohnen mit dem Bezug zum Grünraum der Wertach. Auf Grundlage dieser Entwicklungsmöglichkeiten
haben wir ein vielschichtiges Projekt entwickelt, das einerseits bestehende
Besonderheiten erhält und betont, und andererseits eine Vernetzung mit dem
umgebenden Quartier herstellt und dadurch dort fehlende Räume ergänzt.
Zwei Richtungen fallen im Kontext auf, eine industrielle Richtung und eine aus der Stadt
kommende. Die industrielle Richtung basiert auf der Hallenstruktur die dem schräg verlaufenden
Hettenbach folgt. Die eher orthogonale Quartierstruktur bildet sich aus
Strassen und Bebauung in Nord Süd Richtung und Querstrassen in Ost West. Die Auseinandersetzung
mit diesen Richtungen bildet die grundlegende Struktur für das Projekt.
Als weiteres Merkmal fällt im Kontext die Zweiteilung des Perimeters auf. Im oberen Teil,
in dem sich die Schule befindet, bleibt viel Platz um Bebauung anzuordnen. Die Umgebung
und die Nutzungsstruktur sind etwas weniger heterogen und mehr mit Wohnen
und wohnungsnahen Nutzungen belegt. Im Süden hingegen dominiert ein viel offenerer
Raum mit den bestehenden Hallenbauten, dem Versicherungsbau und dem Park. Hier
hat man eher das Bild der aufgelösten Stadt vor Augen. Der nördliche Teil erinnert mehr
an die klassische europäische Stadt. Hier besteht die Möglichkeit, an das vorhandene
Straßennetz anzubinden. Es findet sich wenig dichte Wohnbauung mit großem Potential
zur Nachverdichtung und man wünscht sich mehr städtische gefasste Räume. So zeigt
unser Vorschlag eine Art Zweiteilung der Bebauung, in einen stärker gefassten Teil (Höfe
und Scheiben) im Norden und einen aufgelockerten Teil (Punkthäuser, Hochpunkt und
umgenutzte Hallen) im Süden. Der Übergang dieser zwei Strukturen erfolgt fließend -
um die Bestandshallen herum löst die eine Bebauungsstruktur die andere ab.
QUARTIER, RÄUME UND ORTE
Im Norden bildet die Bebauung mit dem Bestand an der Schönbachstrasse und an der
Ahornstrasse Wohnhöfe und definierte öffentliche Räume. In der Mitte entsteht ein größerer
Platz der temporär als Marktplatz genutzt werden könnte und an dessen Westseite
ein kleines Café vorgesehen ist. Dieser Platz liegt an der wichtigen Querverbindung über
die Donauwörtherstraße – am Edeka vorbei - hin zum Wasser. Er ist ein Trittstein in beide
Richtungen, ein besonderer Ort in der Mitte des Quartiers. Von hier aus führt ein
verkehrsfreier bzw. stark beruhigter Bereich nach Norden Richtung Schulen. Über diese
Verbindung werden die Sportflächen, die Schule und die Kita im Norden angebunden.
Die Bebauung bildet lose Wohnhöfe mit freistehenden scheibenartigen Punkthäusern,
die sich auf die zwei Hochpunkte im Norden beziehen und mit Bezug zum Grün eine
gute Wohnqualität bieten.
Im Süden um die Hallen finden sich punktartige Baukörper und ein Hochpunkt mit 14
Geschossen der sich auf das Gebäude an der Ecke der Donauwörtherstrasse und der
Dieselstrasse bezieht. Diese Bauten bilden - mit den Hallen und auch untereinander -
klar definierte platzartige Räume mit unterschiedlichen Qualitäten: ein landschaftlicher
Platz um die Turbine mit urban gardening, eine Stufenanlage zum Hettenbach, ein
Werkhof um die alten Hallen mit Werkstätten/Ateliers, eine Trendsporthalle mit Gastronomie
und einem Biergarten und zuletzt, um die drei Punkthäuser im Park, ein intimer
Wohnhof als Treffpunkt.
NUTZUNGEN UND MISCHUNG
Da die Versorgung als ausreichend vorhanden beschrieben wird, schlagen wir hauptsächlich
Wohnnutzungen vor. Die erhaltenen Hallen können auf Grund ihrer räumlichen
Besonderheiten - ihrer Stellung zueinander und Dank ihres großen Volumens - für besondere
Programme genutzt werden. Hier schlagen wir Nutzungen vor, von denen auch
die größere Umgebung bzw. die gesamte Stadt Augsburg profitieren kann. In der größten
nördlichen Halle finden Trendsportarten ihren Platz, so z.B. Skate Park, Boulderhalle,
indoor Sport- und Spielplätze, Trampolinspringen, sowie eine größere Gastronomie mit
Biergarten. Das gewünschte urban gardening findet sich in der Fläche um die Turbine
und kann zusätzlich Lagerflächen in der Halle nutzen.
Die zwei kleineren Gebäude/Hallen könnten im Erdgeschoß für Werkstätten genutzt
werden; gut vorstellbar sind sogenannte Fab Labs, also offene Werkstätten in denen unter
Anleitung Projekte in Eigenarbeit realisiert werden können. Weiter sind möglich:
Repair cafes, Künstlerateliers oder soziale Projekte. In den oberen Geschossen könnten
Ateliers oder coworking spaces angeordnet sein. Dieser Bereich soll sehr stark aktiviert
werden und den ganzen Tag über Programme anbieten, soll also 24 Stunden Aktivität
ausstrahlen.
Zwei integrierte Kitas finden sich im Norden und im Süden mit jeweils im Süden zugeordnetem
Freibereich. Die Punkthäuser und der Wohnturm im Süden sind reine Wohngebäude.
Die Hofgebäude im Norden sind, bis auf wenige mögliche Nutzungen im Erdgeschoß
um den Platz (Cafe, Backshop, Versicherungsmakler), reine Wohnungsbauten.
ORGANISTATION UND ERSCHLIESSUNG
Das Quartier wird über eine kleine Spange im Westen aus der Weiherstrasse über die
Schönbuchstrasse an das Straßennetz angebunden. Die drei Wohnhöfe werden von hier
über Tiefgaragen erschlossen. Die Punkthäuser im Süden werden über das südliche Ende
der Äußeren Uferstrasse erschlossen. So ist die befürchtete Verbindung in Ost- Westrichtung
nicht notwendig. Alle anderen „Strassen“ sind verkehrsberuhigt und temporär
zur Anlieferung/Umzug oder als Rettungswege/ Feuerwehr nutzbar.
Die Äußerer Uferstrasse ist über weite Strecken autofrei, so wird der Charakter zu den
Schrebergärten im Osten, von der Schule im Süden ausgehend bis fast zum Park, eher
durch den Freiraum geprägt und bleibt autofrei (Anlieferung, Feuerwehrrettung ausgeschlossen).
Hier könnten weniger versiegelte Flächen mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen
und für gemeinschaftliche Aktivitäten z.B. zum Boule spielen oder als Picknick
Plätze genutzt werden.
Zahlreiche Verbindungen mit Rad- und Fußwegen vernetzen das ganze Perimeter mit
der Umgebung.
TYPOLOGIEN
Es sollen möglichst viele gute Wohnlagen mit maximalem Bezug zum Grünraum entstehen.
Die Hofbebauungen lassen sehr wirtschaftliche Zwei- und Dreispänner zu. Auch die
geförderten Wohnungen sind in diese Höfe integriert.
Im Südwesten ist ein Schallschutztyp mit vorgelagerten Schallschutzloggien vorgesehen,
da hier sehr wahrscheinlich nicht zu öffnende Fenster gefordert werden (TA Lärm gilt
bei Nichteinhausung der Turbine). Dieser Schallschutztyp bildet zudem den Schallschutz
für die weiter südlich gelegene Bebauung.
SCHALLSCHUTZ
Entlang der schallemittierenden Quellen (Aldi, Turbine) sind meist geschlossene Bebauungen
angeordnet. Die Hofbebauung schützt die anschließenden Freiräume vor
Lärm. Über die Orientierung der Grundrisse wird der Schallschutz gut gelöst. Die Wohnungen
sind alle durchgesteckt oder ausschließlich zum Hof hin orientiert. Zur ruhigen
Hofseite orientieren sich die schützenswerten Räume.
Die Punkthäuser im Süden sind nur durch die Lüftungsanlagen der Versicherung und
Aldi betroffen. Könnte hierfür eine geeignete Lösung (Einhausung) gefunden werden,
wären keine weiteren Maßnahmen notwendig. Die Punkthäuser werden, falls nötig, kontrolliert
belüftet oder erhalten sogenannte Hamburger Fenster.
Die Einhausung des Turbinenhauses und der Lüftungsanlagen würde die gesamte Situation
deutlich vereinfachen. Wir würden dringend dazu raten. Auch für den landschaftlichen
Platz (es gibt keine Anforderung an den Freiraum wenn die TA Lärm gilt) würde
eine Einhausung deutlich mehr Aufenthaltsqualität bringen. Beispielsweise könnte eine
Kletterwand oder ein kleiner Kiosk Teil dieser Einhausung werden und so einen weiteren
Mehrwert für den Freiraum darstellen.
ENERGIE UND NACHHALTIGKEIT
Durch die kompakte städtebauliche Setzung wird der Wärmeverlust der Wohnbebauung
minimiert. Eine effiziente Verlegung des Versorgungsnetzes ist gewährleistet. Die schrägen
Formen führen zu einer Erhöhung des Südanteils der Gebäude. Die Dächer sind als
Flachdächer gedacht, die eine mögliche extensive Begrünung, aber auch die Nutzung
von Photovoltaik zulassen.
Die offen gezeigte Wasserhaltung über Retentionsmulden prägt den Charakter des Quartiers
und soll auch bei den Gebäuden thematisiert werden. So ist die Verwendung von
Regenwasser angedacht. Neben dem Einsatz für die Gartenbewässerung und Toilettenspülung
ist eine zusätzliche Nutzung des Regenwassers zum Wäschewaschen möglich.